Eurokrise könnte EZB 80 Milliarden Euro Gewinn bescheren

Vor fast genau einem Jahr zückte EZB-Präsident Mario Draghi die mächtigste Waffe in seinem Arsenal, um die Eurokrise endlich zu beruhigen. Sein Haus werde unbegrenzt Anleihen der Krisenstaaten auf dem Sekundärmarkt kaufen, "die sich einem wirtschaftlichen Anpassungsprogramm unterwerfen", verkündete der Italiener damals. Allein die Ankündigung half: Die Zinsen, welche Länder wie Spanien oder Italien zahlen …

Euro-Symbol vor der Europäischen Zentralbank in FrankfurtVor fast genau einem Jahr zückte EZB-Präsident Mario Draghi die mächtigste Waffe in seinem Arsenal, um die Eurokrise endlich zu beruhigen. Sein Haus werde unbegrenzt Anleihen der Krisenstaaten auf dem Sekundärmarkt kaufen, „die sich einem wirtschaftlichen Anpassungsprogramm unterwerfen“, verkündete der Italiener damals. Allein die Ankündigung half: Die Zinsen, welche Länder wie Spanien oder Italien zahlen mussten, sanken spürbar. Schon zuvor hatte die EZB allerdings im großen Stil Anleihen und Pfandbriefe gekauft. Das Volumen dieser Investments erreichte bis Ende 2011 rund 270 Milliarden Euro. In Deutschland musste die EZB für die Käufe harsche Kritik einstecken, denn diese seien eine „illegale Staatsfinanzierung“ gewesen, befand man hierzulande.

Milliardensegen winken der EZB und Deutschland

Durch die Eurokrise interessiert man sich heute viel weniger für die Frage der illegalen Staatsfinanzierung, sondern befürchtet einen Zahlungsausfall. Wenn es zu diesem aber nicht kommt, winken der EZB und Deutschland satte Profite, wie „Allianz Global Investors“ ausgerechnet hat. Die EZB darf demnach mit Gewinnen in Höhe von 80 Milliarden Euro rechnen.

Das Geld wird unter den nationalen Notenbanken verteilt. Die Bundesrepublik erhält 27 Prozent der Notenbankgewinne als größtes Mitgliedsland der Eurozone. Konkret wären dies 26,6 Milliarden Euro. Der größte Teil davon fließt direkt in den Bundeshaushalt. Als Vergleich: Für 2014 plant der Bund derzeit mit einer Neuverschuldung von 6,4 Milliarden Euro.

Die Gründe für die großen Profite

Die EZB hat die Staatsanleihen und Pfandbriefe nicht von den Ländern selbst gekauft, weil ihr dies als direkte Staatsfinanzierung verboten ist. Durch die Ankäufe auf dem Sekundärmarkt profitiert sie jetzt, denn sie kassiert nicht nur die hohen Zinsen, welche die Krisenstaaten bezahlen müssen, sondern kann auch Kursgewinne verbuchen.

Durch die Eurokrise haben viele Investoren ihre Anleihen aus Angst vor einem Zahlungsausfall zum Teil deutlich unter Wert an die EZB abgegeben. Diese erhält also nicht nur die Zinsen, sondern auch ansonsten mehr Geld als sie ausgeben musste. Vorausgesetzt natürlich, es kommt nicht doch noch zu den befürchteten Zahlungsausfällen.

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Ralf Schmidl
Ralf Schmidl

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