LIBOR: Barclay's-Chef soll Manipulation befohlen haben – Deutsche Bank will gestehen

In dem Skandal um die Manipulation des LIBOR-Zinssatzes, der für Finanzgeschäfte rund um den Globus maßgeblich ist, bringen erste Zeugenaussagen Licht ins Dunkel. So hat ein Manager der britischen Barclay's Bank seinen ehemaligen Vorgesetzten Bob Diamond schwer belastet. Der vor einigen Wochen zurückgetretene frühere Vorstandschef habe die Zinsmanipulation persönlich angeordnet und sich dabei auf höhere …

Im Skandal um die LIBOR-Manipulation hat die Deutsche Bank um eine Kronzeugen-Regelung ersuchtIn dem Skandal um die Manipulation des LIBOR-Zinssatzes, der für Finanzgeschäfte rund um den Globus maßgeblich ist, bringen erste Zeugenaussagen Licht ins Dunkel. So hat ein Manager der britischen Barclay’s Bank seinen ehemaligen Vorgesetzten Bob Diamond schwer belastet. Der vor einigen Wochen zurückgetretene frühere Vorstandschef habe die Zinsmanipulation persönlich angeordnet und sich dabei auf höhere Instanzen berufen, schilderte Jerry del Missier, der bis Anfang Juli das operative Geschäft des Geldhauses geleitet hatte, vor dem zuständigen Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments. Diamond hatte bislang abgestritten, persönlich die Anweisung gegeben zu haben.

Deutsche Bank will gestehen

Neben Barclay’s sollen auch einige andere der weltgrößten Banken an der Manipulation beteiligt gewesen sein. Verdachtsmomente gab es von Anfang an auch gegen die Deutsche Bank und diese waren offenbar begründet. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, hat das größte private Finanzinstitut der Bundesrepublik bei der Europäischen Kommission und der schweizerischen Bankenaufsicht um eine Kronzeugen-Regelung ersucht. Erwartet wird ein solcher Schritt auch in den USA, wo ebenfalls gegen die Deutsche Bank ermittelt wird.

Bei einer Kronzeugen-Regelung legt ein Geldhaus ein volles Geständnis ab und zahlt im Gegenzug weniger Strafe. Ohne die entsprechende Regelung müsste die Deutsche Bank möglicherweise bis zu 700 Millionen Euro an die unterschiedlichen Bankenaufsichten bezahlen. Einige andere Finanzinstitute, wie zum Beispiel die Schweizer UBS, die ebenfalls an der LIBOR-Manipulation beteiligt sein sollen, sind in den letzten Tagen ähnlich vorgegangen.

Klage-Wellen rollen an

Das eigentliche Problem der Banken ist damit jedoch nicht aus der Welt geschafft, denn eine juristische Immunität geht mit der Kronzeugen-Regelung nicht einher. Weltweit werden Sammelklagen gegen die beteiligten Geldhäuser vorbereitet, in denen die Betroffenen (zumeist Fonds und kleinere Banken) zehnstellige Summen als Schadensersatz verlangen.

Vor dem Hintergrund der Bankenkrise und der finanziellen Schieflage, in der sich viele europäische Geldhäuser derzeit ohnehin befinden, könnte sich dies zu einem gewaltigen Problem für die Banken auswachsen.

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Ralf Schmidl
Ralf Schmidl

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