Banken geht Geld aus – Commerzbank vor Verstaatlichung

Für die europäischen Geldhäuser wird es immer schwieriger, sich auf dem Kapitalmarkt zu refinanzieren. Matthias Kollatz-Ahnen, der Vize-Präsident der Europäischen Investitionsbank, erklärt im Gespräch mit dem "Handelsblatt", dass der entsprechende Markt für die Banken praktisch ausgetrocknet sei. Diese müssten deshalb umdenken, um sich auch künftig finanzieren zu können. Der Banker ist der Überzeugung, dass die …

Für die europäischen Geldhäuser wird es immer schwieriger, sich auf dem Kapitalmarkt zu refinanzieren. Matthias Kollatz-Ahnen, der Vize-Präsident der Europäischen Investitionsbank, erklärt im Gespräch mit dem „Handelsblatt“, dass der entsprechende Markt für die Banken praktisch ausgetrocknet sei. Diese müssten deshalb umdenken, um sich auch künftig finanzieren zu können. Der Banker ist der Überzeugung, dass die Finanzinstitute zur Mittelaufnahme viel stärker auf Sicherheiten zurückgreifen müssten als bisher. Pfandbriefe seien diesbezüglich ein geeignetes Mittel, so Kollatz-Ahnen weiter.

Verstaatlichung der Commerzbank?

Die Refinanzierungsschwierigkeiten der europäischen Banken kommen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Die Geldhäuser haben die Auflage, ihre Kernkapitalquote bis zum kommenden Sommer um neun Prozent zu erhöhen. An diesem Vorhaben scheitern wird angeblich die Commerzbank. In der letzten Woche hoffte das Finanzinstitut, die insolvente und mit Giftpapieren durchsetzte Tochtergesellschaft Eurohypo an den Staat abstoßen zu können.

Laut „Spiegel“ hat dieser daran jedoch kein Interesse und prüft stattdessen, ob er die gesamte Commerzbank übernehmen sollte, falls diese nicht die geforderte Eigenkapitalquote erbringen könne. Demnach gibt es bereits Pläne im Bundesfinanzministerium, in diesem Fall den Bankenrettungsfonds SoFFin zu reaktivieren und weitere Aktien der Bank anzukaufen. In der Regierung gehe man davon aus, dass die Aktienmehrheit dabei an den Bund fallen werde, heißt es.

Deutschen Banken fehlen angeblich zehn Milliarden Euro

Noch ist jedoch nicht einmal geklärt, wie viel Geld der Commerzbank tatsächlich fehlt, um auf die geforderte Kernkapitalquote zu kommen. Die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA will die entsprechenden Zahlen zeitnah bekannt geben, die sie in einem Stresstest vor einigen Wochen ermittelt hat.

Nach verschiedenen Spekulationen fehlen den deutschen Banken angeblich zehn Milliarden Euro. Fünf Milliarden davon müsste die Commerzbank aufbringen. Die restliche Lücke müssen die Deutsche Bank und die Landesbanken schließen.Ursprünglich hieß es, der Kapitalbedarf der deutschen Finanzinstitute betrage insgesamt nur fünf Milliarden Euro. Allerdings verschärfte die EBA anschließend die Anforderungen noch einmal drastisch.

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Ralf Schmidl
Ralf Schmidl

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