Wegen Brexit: Direktbank N26 zieht sich aus Großbritannien zurück

Die Berliner Smartphone-Bank N26 will sich wegen des Brexits aus Großbritannien zurückziehen. Dies gab die Bank jetzt in einer Pressemitteilung bekannt. Aufgrund des Austritts aus der EU könne das Unternehmen dort nicht mehr länger mit ihrer europäischen Bankenlizenz agieren, schrieb N26. Rund 200.000 Kunden muss nun gekündigt werden, alle noch verbliebenen Konten sollen bis zum …

Die Direktbank N26 gibt ihr Geschäft in Großbritannien aufDie Berliner Smartphone-Bank N26 will sich wegen des Brexits aus Großbritannien zurückziehen. Dies gab die Bank jetzt in einer Pressemitteilung bekannt. Aufgrund des Austritts aus der EU könne das Unternehmen dort nicht mehr länger mit ihrer europäischen Bankenlizenz agieren, schrieb N26. Rund 200.000 Kunden muss nun gekündigt werden, alle noch verbliebenen Konten sollen bis zum 15. April geschlossen werden. Alle britischen Kunden sollen in der kommenden Woche angeschrieben und gebeten werden, eventuelle Guthaben auf andere Konten zu überweisen.

Flucht vor hartem Wettbewerb in Großbritannien?

Bisher in Großbritannien eingesetzte N26-Mitarbeiter sollen zukünftig an anderen Standorten tätig sein. Erst kürzlich hatte die Online-Bank weltweit die Marke von fünf Millionen Kunden überschritten. Zuvor war N26 in sieben neue Länder expandiert und hatte den Markteintritt in die USA vorbereitet. In den kommenden Jahren will die Bank ihre Kundenzahl auf 50 Millionen erhöhen. Ob Geldinstitute, die nur über eine Bankenlizenz eines EU-Staates verfügen, zukünftig nicht mehr in Großbritannien tätig sein dürfen, steht indes noch gar nicht fest. Gerade erst stritten sich London und Brüssel darüber, welchen Zugang britische Finanzinstitute künftig in der EU haben werden – und damit auch umgekehrt. Während der noch bis Ende des Jahres laufenden Übergangsphase, in der Großbritannien im Binnenmarkt verbleibt, ändert sich für Banken und Finanzdienstleister erst einmal gar nichts.

Im Anschluss könnte jedoch tatsächlich das Szenario Realität werden, dass Banken, die in Großbritannien Geschäfte machen wollen, über eine Lizenz der Bank of England verfügen müssen. Dies lehnt N26 jedoch ab. „Eine separate Lizenz für Großbritannien wäre mit einem erheblichen betrieblichen Aufwand und regulatorischer Komplexität verbunden“, sagte ein Sprecher. Das Wachstumspotenzial sei bei vergleichbarem Aufwand in anderen, größeren Märkten wie der EU oder der USA höher. Allerdings dürfte auch der harte Wettbewerb im Vereinigen Königreich zu der Entscheidung beigetragen haben. Englische Anbieter wie Monzo oder Starling liefern sich dort seit Jahren einen äußerst harten Konkurrenzkampf.

N26 wertvollstes deutsches Startup

In den USA nutzt die Direktbank die Lizenz ihres Partners Axos Bank, um in allen Bundesstaaten aktiv sein zu dürfen. N26 ist dort seit September 2019 aktiv und konnte in dieser Zeit nach eigenen Angaben bereits 250.000 Kunden gewinnen. Der Umsatz der Bank stieg 2018 auf 43,6 Millionen Euro und vervierfachte sich damit gegenüber 2017. Mit dem Wachstum stiegen jedoch auch die Ausgaben deutlich, N26 schreibt bis heute hohe Verluste. Und auch mit den Finanzaufsichtsbehörden hat die Online-Bank regelmäßig Ärger, zuletzt wegen unzureichender Geldwäsche-Vorsorge.

Trotzdem wurde das Unternehmen zuletzt an der Börse mit 3,5 Milliarden Dollar bewertet und gilt damit als wertvollstes deutsches Startup. Zu den Investoren gehören der Versicherungskonzern Allianz, der Singapurer Staatsfonds, der chinesische Internetgigant Tencent und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel.

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Ralf Schmidl
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