Sinn sieht auch ohne Euro Chance für Deutschland

Professor Hans-Werner Sinn, seines Zeichens Chef des Münchner Ifo-Instituts und einer der bekanntesten Ökonomen Deutschlands, ist der Ansicht, dass die Bundesrepublik auch ohne die Gemeinschaftswährung existieren könne. Die "Horror-Szenarien", die es in der Frage eines deutschen Euro-Austritts gebe, seien allesamt "übertrieben", ist der Wirtschaftswissenschaftler im Gespräch mit der "Welt" überzeugt. Zwar sei es richtig, dass …

Hans-Werner SinnProfessor Hans-Werner Sinn, seines Zeichens Chef des Münchner Ifo-Instituts und einer der bekanntesten Ökonomen Deutschlands, ist der Ansicht, dass die Bundesrepublik auch ohne die Gemeinschaftswährung existieren könne. Die „Horror-Szenarien“, die es in der Frage eines deutschen Euro-Austritts gebe, seien allesamt „übertrieben“, ist der Wirtschaftswissenschaftler im Gespräch mit der „Welt“ überzeugt. Zwar sei es richtig, dass eine deutsche Währung gegenüber dem Euro aufwerten würde, doch dies täte der Bundesrepublik „ganz gut“, weil die verbilligten Importe die Delle bei den Exporten leicht auffangen würden. Eine zu starke Aufwertung könne die Bundesbank jederzeit auffangen. Sie müsse hierfür nur die eigene Währung gegen Fremdwährungen tauschen, „wie es die Schweiz tut“, so Sinn.

Fehlerhafte Euro-Politik hat Deutschland Solidität gekostet

Der Ökonom hält die Euro-Politik der Bundesregierung insgesamt für verfehlt. Die „versteckten Staatschulden und Risiken“ seien durch diese sowie durch die Belastungen der Wiedervereinigung insgesamt enorm gewachsen. Deutschland habe dadurch seine Solidität verloren, ist Sinn überzeugt.

Er sehe insgesamt „zu viel kreative Buchhaltung“ in Deutschland sowie in den sonstigen Staaten der Euro-Zone. Dadurch verschleiere man lediglich „die Lasten, die unsere Kinder zu tragen haben“. Besonders problematisch sei dies, weil in Deutschland die Generation der Baby-Boomer bald in Rente gehen werde.

Griechenland wäre nach Pleite längst über den Berg

Besonders harsche Kritik übt Sinn an der Rettung Griechenlands. Diese sei „eine Katastrophe für die Menschen dort“. Nach der Ansicht des Ökonomen hätte man das Land längst pleite gehen lassen müssen. Griechenland wäre „inzwischen lange über den Berg“, wenn man den Staat im Jahr 2010 hätte in die Insolvenz gehen lassen.

Griechenland hätte aus der Währungsunion austreten dürfen müssen, so Sinn. Die Jugendarbeitslosigkeit läge in einem solchen Fall „ganz sicher nicht bei 60 Prozent wie heute“, erläutert der Ökonom.

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Ralf Schmidl
Ralf Schmidl

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