Notenbanken greifen in Geldmarkt ein – das Spiel mit hohem Risiko

Die wichtigsten Notenbanken des Planeten (EZB, FED, Schweiz, Japan und Großbritannien) haben in einer konzertierten Aktion in den internationalen Geldmarkt eingegriffen und diesen mit Dollars geflutet. Die Reservewährung war außerhalb der USA für die Geschäftsbanken auf einen bedrohlichen Tiefststand gerutscht. Gewöhnlich leihen sich die europäischen Finanzinstitute die Dollar-Menge, die sie benötigen, um internationale Geschäfte zu …

Die wichtigsten Notenbanken des Planeten (EZB, FED, Schweiz, Japan und Großbritannien) haben in einer konzertierten Aktion in den internationalen Geldmarkt eingegriffen und diesen mit Dollars geflutet. Die Reservewährung war außerhalb der USA für die Geschäftsbanken auf einen bedrohlichen Tiefststand gerutscht. Gewöhnlich leihen sich die europäischen Finanzinstitute die Dollar-Menge, die sie benötigen, um internationale Geschäfte zu tätigen, von den amerikanischen Geldhäusern. Diese haben aber aufgrund der Eurokrise sowie eigener Bonitätsprobleme den Dollarhahn vorerst zugedreht.

Der Geldmarkt stand aus diesem Grund vor dem Kollaps, denn sobald die europäischen Banken ihre internationalen Geschäfte hätten einstellen müssen, wären die Folgen nicht mehr abschätzbar gewesen. Stattdessen können sie sich nun bis 2013 praktisch schrankenlos Dollar von ihrer eigenen Notenbank leihen, die diese von der amerikanischen Notenbank FED zu einem deutlich reduzierten Zinssatz (0,5 Prozent weniger als bisher) leihen kann. Vereinfacht bedeutet dies: Die amerikanische Notenbank druckt genügend Dollar, um damit die weltweiten Kapitalmärkte zu versorgen.

Börsen berauschen sich an Notenbanken-Eingriff

Die Börsen weltweit atmeten nach dem Eingriff der Notenbanken erleichtert auf, zumal selbst China an der Aktion beteiligt war und die restriktiven Eigenkapitalvorschriften für die eigenen Geschäftsbanken zum ersten Mal seit drei Jahren gelockert hat, was dazu führt, dass nun auch diese mehr Geld haben, um Kredite zu vergeben. In Frankfurt passierte der DAX die 6.000-Punkte-Marke, der Dow Jones legte um mehr als vier Prozent zu und konnte mit mehr als 12.000 Zählern schließen. Es sei ein psychologisch wichtiges Zeichen genau zur richtigen Zeit gewesen, hieß es rund um den Erdball.

Die Risiken des Eingriffs

Doch erste mahnende Stimmen mischten sich schon am Freitag in die Euphorie. Der Eingriff sei zwar notwendig, jedoch „keine hinreichende Lösung“ gewesen, erklärt beispielsweise Richard Batty von Standard Life Investments. Das Problem der mangelnden Solvenz vieler Staaten bleibe. Zudem handele es sich bei der Aktion der Notenbanken um einen „Einmal-Effekt“, der jetzt verwendet worden sei.

Die Dollarflut auf den internationalen Finanzmärkten werde außerdem eine höhere Inflationsrate der amerikanischen Währung nach sich ziehen, was sich negativ auf die US-Konjunktur auswirken dürfte. Schwächelt jedoch die amerikanische Wirtschaft, so hat dies direkten Einfluss auf die weltweite Konjunkturentwicklung. Zusammenfassend hätten die Notenbanken vor allem eins geschafft, so Max Holzer von Union Investment: Sie haben der Politik Zeit für eine nachhaltige Lösung gekauft.

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Ralf Schmidl
Ralf Schmidl

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